„Wagen wir einen Neuanfang"

14.01.2019

Große Resonanz auf Einladung zum Wedeler Neujahrsempfang / Appelle an mehr Gemeinschaft und Aufbruchstimmung

  • Von Oliver Gabriel, Wedel-Schulauer Tageblatt

Dass die Wedeler der Einladung zum städtischen Neujahrsempfang ins Rathaus in großer Zahl folgen, ist schon so etwas wie Tradition: Rund 250 Besucher konnten Stadtpräsident Michael Schernikau (CDU) und Bürgermeister Niels Schmidt (parteilos) gestern im Ratssaal begrüßen. Dass sich jedoch der ganze Saal animieren lässt, stehend rhythmisch zu klatschen und zu grooven, gehört dann doch nicht zu den Standards dieser Veranstaltung. Gab’s nach „Halleluja“ schon frenetischen Applaus, so hielt es buchstäblich niemanden mehr auf den Sitzen, als Folarin Omishade und seine Gruppe Afro-Gospel das Lied „Rejoice“ anstimmten. „Zugabe“-Rufe, Konzert-Stimmung: In Wedel war die Musik mehr als ein Rahmenprogramm.

Bemerkenswert, dass die Stimmung, die die Sänger scheinbar mühelos bei ihrem Publikum hervorriefen, einen durchaus interessanten Spannungsbogen zu den Ansprachen von Schernikau und Schmidt erzeugten. Beide appellierten an ein konstruktives und produktives Miteinander für die Stadt, an Gestaltungswillen, Transparenz und Aufbruch, an Gemeinschaft – die die Musik so eindrucksvoll spielerisch herstellte.

Schernikau monierte einen praktischen Stillstand in der Stadtentwicklung und nahm die Politik in die Pflicht: „Das geht so nicht. Das versteht auch kein Bürger mehr“, so der Christdemokrat auch mit Blick auf eine geringe Wahlbeteiligung. Den Bürger und Wähler mitnehmen, ihn informieren, auch hochkomplexe Sachverhalte übersichtlich gestalten nannte Schernikau als wichtige Aufgabe der Fraktionen. Die politische Arbeit verglich er mit Fußballspielen, Fachausschüsse mit der Bundesliga, den Rat als Nationalmannschaft mit dem Ziel, „das Beste für Wedel zu erreichen“. Dabei dürften Reibereien von Spielern unterschiedlicher Mannschaften den Erfolg des Teams nicht gefährden. Schernikau lud zudem ein, an politischen Sitzungen teilzunehmen: „Diese sind öffentlich und gestalten Ihre Stadt.“

Schmidt erinnerte daran, dass sich Wedel eigens für diese Gestaltung strategisch durchdachte und transparente Leitlinien geben wolle. „Wagen wir für Wedel einen Neuanfang“, so der Verwaltungschef. Er mahnte ferner einen guten, respektvollen Austausch über anstehende Herausforderungen an. Dies werde helfen, Fehler der Vergangenheit zu vermeiden und Lösungen zu finden, anstatt immer nur Probleme zu suchen. „Denn eines ist sicher: Durch Schlechtreden ist noch nichts besser geworden“, sagte Schmidt.

Ein hervorragendes Beispiel für die richtige Haltung seien die vielen Ehrenamtler, die unverzichtbar für die Rolandstadt seien und denen Dank gebühre, betonte der Bürgermeister. Drei von ihnen zeichneten Schmidt und Schernikau mit der Wedeler Ehrennadel für besonderes Engagement aus. Sie gingen an Antje Alpers als Leiterin des Fördervereins Stadtbücherei sowie Helferin in der MS-Gruppe und in Seniorenanlagen, an Gisela Eichhorn für ihr Engagement in der Seniorenanlage Heinrich Gau und in der Sterbebegleitung sowie an Dorothea Snurawa als Gründerin und langjährige Leiterin der Wedeler Zeitzeugenbörse.